Von Antje Schrupp
Zeit Online | 5 April 2019
In den 1990ern erregte der Mailänder Feminismus großes Aufsehen. Im Zentrum die Satirezeitung “Aspirina”. Nun hat sie einen Namensstreit gegen den Bayer-Konzern verloren.
Eigentlich könnte Bayer ja stolz sein, dass den italienischen Feministinnen, die 1987 in Mailand eine humoristische Zeitschrift gründen wollten, ausgerechnet ihre kleine Tablette eingefallen ist: Aspirin, die perfekte Metapher dafür, dass das Leiden an dieser Welt gelindert werden kann. Seither gab es unter diesem Namen viel, wenn man so will, Acetylsatirisches zu lesen: kurze Texte, Comics, spä
Da ist zum Beispiel die Frau im gestreiften Kleid, die immer Nein sagt (etwa zu der Frage, ob sie ihren Uterus für eine Leihmutterschaft zur Verfügung stellen würde), oder Wonder Rina, die gegen die Bösen kämpft und momentan mit Bayer alle Hände voll zu tun hat. In einem Strip heißt die Hauptfigur Miomioma (“mein Myom”) und wehrt sich gegen eine angedrohte Zwangsräumung, schließlich wohne sie schon seit Jahrzehnten in diesem Uterus. er auch Videos, denn 2013 zog Aspirina vom gedruckten Papier ins Internet um.
Da ist zum Beispiel die Frau im gestreiften Kleid, die immer Nein sagt (etwa zu der Frage, ob sie ihren Uterus für eine Leihmutterschaft zur Verfügung stellen würde), oder Wonder Rina, die gegen die Bösen kämpft und momentan mit Bayer alle Hände voll zu tun hat. In einem Strip heißt die Hauptfigur Miomioma (“mein Myom”) und wehrt sich gegen eine angedrohte Zwangsräumung, schließlich wohne sie schon seit Jahrzehnten in diesem Uterus.
Die Aspirina ist eines von vielen Projekten und Publikationen des 1975 gegründeten Mailänder Frauenbuchladens. In Deutschland sind die “Mailänder Feministinnen” 1990 bekannt geworden, als ihr Buch Wie weibliche Freiheit entsteht auf Deutsch erschien. Darin widersprachen sie dem seinerzeit verbreiteten Gleichstellungsfeminismus, also der Vorstellung, dass die Freiheit der Frauen am besten über ihre Gleichstellung mit den Männern zu erreichen sei. Es war ein kritischer Kommentar zu den damals in vielen Kommunen und Organisationen eingeführten “Frauenförderplänen” und “Gleichstellungsstellen”.
Demgegenüber bestanden die Mailänderinnen darauf, dass die Freiheit der Frauen nicht von ihrer formalen Gleichstellung innerhalb bestehender Institutionen abhängt, sondern davon, dass sie sich auf einander beziehen, dass sie sich gegenseitig unterstützen, herausfordern, miteinander streiten, sich gegenseitig ernst nehmen, aufeinander hören. Nicht der Staat und seine Institutionen gewährleisten die Freiheit der Frauen, schrieben sie, sondern es sei genau anders herum: Frauen, die ihre Stärke und Freiheit in der Beziehungen zu anderen Frauen gefunden haben und damit von der Anerkennung der Männer unabhängig werden, sind dann auch “so frei”, dass sie die überkommenen Institutionen herausfordern und verändern können.